Vom 17.-26. August fand in Gross-Siegharts die Weltmeisterschaft im Heissluftballonfahren statt. Am Start waren 105 Teams aus 34 Nationen; so auch zwei Mitglieder aus unserem Verein.
Stefan Zeberli aus Gossau / SG und Roman Hugi aus Turbenthal /ZH kämpften ganz vorne mit und belegten schliesslich die hervorragenden Ränge 2 und 4. Die Schweiz war mit sieben Teams vertreten.
Wettkampf mit Heissluftballon
Ein Ballon bewegt sich ja bekanntlich mit dem Wind. So ist es natürlich auch klar, dass ein Ballon nur beschränkt gesteuert werden kann. Trotzdem liegt beim Ballonfahrer genau dabei der grosse Reiz bei einem Wettbewerb; Ziele zu erreichen oder Aufgaben geometrischer Art zu lösen. So kann als erste Aufgabe bei einer Fahrt zum Beispiel ein Fly-In gestellt sein, wo der Startplatz mit einer minimalen und maximalen Distanz zum Ziel gewählt werden soll. Beim Ziel wirft der Wettbewerber dann einen Marker (Stoffband mit 100g Sandballast) ab. Pro Fahrt werden dann oft mehrere Aufgaben gefahren; hierbei spielt dann die Taktik oft eine zentrale Rolle! Man muss sich überlegen, ob der Winkel zwischen den Windrichtungen mit zunehmender Zeit vielleicht grösser oder kleiner wird, die Geschwindigkeit eher zunimmt oder gar die Gas-Reserven zum Thema werden können. Bekanntlich ist ein Wettbewerbsballon so schlank und klein als möglich gebaut, damit er auch gute Eigenschaften zur Wendigkeit behält.
Die Schweizer Nationalmannschaft
Am Start waren sieben Schweizer Teams. Wie viele Teams einer Nation starten dürfen hängt primär von den Erfolgen von der letzten WM ab. Es ist natürlich ein Vorteil, wenn viele Teams starten können und diese dann auch eine gute Zusammenarbeit pflegen. Wir haben keine Geheimnisse und helfen uns gegenseitig mit taktischen Überlegungen oder auch Windinformationen. Tägliche Meetings fördern den Teamgeist. Natürlich ist auch ein Coach dabei der vor und während der Fahrt Windsonden steigen lässt und so die genauen Winddaten ermittelt und den Wettbewerbern zustellt. Die Trainingsfahrten vor der eigentlichen Meisterschaft von Montag bis Freitag haben wir so auch voll und ganz ausgenutzt und haben jeden Morgen trainiert und Aufgaben gefahren. Am Abend sind wir dann öfter zusammen essen gegangen, weil genau das während dem Wettbewerb oftmals zu kurz kommt.
Diese WM in Kürze
Bei der ersten Fahrt starteten fast alle Schweizer sehr früh, also vor dem Haupt-Feld der Ballone. Das ist auch oftmals die richtige Entscheidung, weil man sonst nicht so entschlossen und agil fahren kann wie man das gerne würde, wenn viele andere Ballone in unmittelbarer Nähe sind. Jeder Teilnehmer hat einen GPS-Logger dabei, der die Fahrt aufzeichnet. Bewegen sich 2 Ballone vertikal zu nahe und zu schnell, wird das mit Strafpunkten bestraft. So ist die Sicherheit recht gut gewährleistet. Die Winddrehung am Boden innerhalb der Bodeninversion (knapp 100 Meter über GND) war beachtlich ausgeprägt und machte eine sagenhafte Drehung auf fast 180Grad! Das machte die Zielanfahrt nicht viel einfacher, weil man dann genau im richtigen Moment absteigen musste. Stefan gelang die erste Fahrt sehr gut, so dass er nach den ersten fünf Aufgaben das Feld anführte. Roman war auch recht gut gestartet hatte aber noch einige Konkurrenten vor sich. Ziel war es, diese er im Verlaufe der Meisterschaft noch zu überholen.
Es folgten noch neun Fahrten. Insgesamt stellte der Wettkampf-Direktor 31 Aufgaben. In jeder dieser Aufgaben erhält derjenige mit dem besten Resultat 1000 Punkte, dahinter wird nach erzieltem Resultat abgestuft. Am Morgen waren die Winde jeweils dank der beschriebenen Bodeninversion etwas besser steuerbar als am Abend. Das galt durchwegs auch für diese Meisterschaft. Stefan gelang es, sich an der Spitze zu etablieren. Zwischendurch führt er mit über 1000 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Roman arbeitet sich langsam aber stetig aus den Top 20 in die Top Ten. Beiden gelang während dieser Meisterschaft keine absolut fehlerfreie Fahrt. So ergeht es aber allen im sehr grossen Teilnehmerfeld. Speziell erwähnenswert sind die Zielanfahrten mit Zeitfenster, die Claude Weber, ein renommierter und erfahrener Wettkampfdirektor, an dieser WM besonders zelebrierte. Das bedeutet, dass ein Teil des Gebiets in dem der Marker landen darf, nur zu bestimmten Zeiten gültig ist. Logischerweise führt diese Art von Aufgabenstellung dazu, dass die Wettbewerber anhand der angenommenen oder sondierten Windgeschwindigkeit einen idealen Startzeitpunkt kalkulierten. Nicht selten kommen dabei alle auf dasselbe Ergebnis und 105 Ballone versuchen gleichzeitig am selben Ort zu sein. Die Massierung dieser Art von Aufgaben führte zu vielen Diskussionen. Für die Top-Piloten galt es, sich nicht ablenken zu lassen und in jeder Aufgabe das persönliche Optimum herauszuholen.
Leider gelang Stefan in der neunten Fahrt einiges nicht wie gewünscht. Hinzu kam eine taktische Fehlentscheidung der Schweizer Teams. Eine Aufgabe in der es galt eine möglichst grosse Distanz in einem virtuellen Zylinder zurückzulegen, konnte vom Piloten selber gesetzt werden. Aufgrund der relativ niedrigen Geschwindigkeit für die insgesamt fünf Aufgaben beschlossen Stefan und Roman gemeinsam mit anderen Schweizer Piloten, den sogenannten «Donut» zwischen andere Aufgaben zu setzen. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die Geschwindigkeit für einige Piloten gereicht hat, um die Aufgabe nach den anderen Zielen zu fahren. Das führte dazu, dass beim Versuch Distanz im dreidimensionalen Raum zu machen, keine Kompromisse aufgrund späterer Aufgaben gemacht werden mussten. Stefan und Roman mussten diese Kompromisse eingehen um auch nach der 3D-Aufgabe noch gute Punkte einzufahren. Tatsächlich gelang dem späteren Weltmeister, Dominic Bareford, eine sensationelle Fahrt, die ihn auf den ersten Platz brachte. Roman arbeitet sich mit der Fahrt auf den vierten Rang.
Die zehnte und – wie sich im Nachhinein herausstellte – letzte Fahrt beinhaltete nur eine Aufgabe. Eine Anfahrt auf ein virtuelles Ziel in der Luft. Die Piloten gaben im Logger eine Koordinate und eine Höhe ein, die sie später erreichen müssen. Roman gelingt eine sehr gute Ablage von vier Metern und 968 Punkten. Damit konnte er sich auf dem vierten Rang halten obwohl das Feld von hinten Druck machte. Stefan war sich bewusst, dass er ebenfalls ein hervorragendes Resultat benötigt um die Führung zurück zu erobern. Er entschloss sich, das Ziel in der Luft nochmals an einen anderen Ort zu legen und dieses anzufahren. Leider änderten sich Windrichtung und Geschwindigkeit aber dermassen, dass er eine Ablage von 900 Metern in Kauf nehmen musste. Dominic Bareford erzielt 895 Punkte, was so oder so gereicht hätte um die Führung zu behaupten. Die letzten drei Fahrten mussten leider wetterbedingt abgesagt werden, so blieb keine Gelegenheit um das ohnehin schon hervorragende Resultat für die Ballonfahrer des AeCOs noch zusätzlich zu verbessern.
Abschluss und Siegerehrung
Zum Abschluss gab es ein Abendessen im Festzelt. Während es draussen zu regnen beginnt, hielten drinnen die Kommunal-, Regional- und sogar Nationalpolitiker ihre Ansprachen. Der trockene Boden innerhalb des Zelts führt zu einer nicht unerheblichen Aufwirbelung von Staub. Die ersten zehn Pilotinnen und Piloten werden im Staubnebel geehrt. Mit David Hochreutener (8. Rang) erreichte ein weiterer Schweizer einen Spitzenplatz. Roman blieb der Gang auf die Bühne als Bester des Rests. Sergey Latypov aus Russland holt Bronze. Stefan holt sich die Silbermedaille. Dominic Bareford erhält Gold, einen Wanderpokal und die britische Hymne, die lautstark von den britischen Teams gesungen und gejohlt wurde. Die Briten feierten noch bis tief in die Nacht den jüngsten Heissluftballon-Weltmeister der Geschichte. Die Schweiz errang das beste je erzielte Resultat an einer Weltmeisterschaft, sorgt damit für einen weiteren Höhepunkt der aktuellen Zeit und bestätigt den guten Ruf der Ballonnation Schweiz.